Aktuelles
Wir über uns
Vorstand / Ehrungen
Fördermaßnahmen
Ziele
Mitglied werden
Lieferservice
Kontakt
Impressum

Aktuelles

Willkommen auf unserer Nachrichten-Seite!

Hier finden Sie immer aktuelle Informationen aus unserem Tätigkeitsbereich oder auch zum Verein selbst. So wissen Sie nicht nur wofür, sondern auch, wo wir gerade stehen. Und bestimmt ist immer die eine oder andere interessante Information für Sie dabei. Klicken Sie einfach immer mal wieder rein.



170 Kartons
mit neuer Kinderbekekleidung erreichten die Caritas in Banja Luka. Eine Spende des Unternehmens DOTS aus Wunstorf. Jugendliche vom BDKJ lösten diese Aktion aus.
Aus dem Lager der Caritas Banja Luka heraus wurden die Kleidungsstücke durch die Mitarbeiter des Caritas-Familienzentrums zu den Not leidenden Familien gebracht. Zusätzlich gab es Lebensmittel, für die außerdem Jugendliche Aktionen in Wunstorf starteten und die Deutsch-Kroatische-Gesellschaft Hannover Unterstützung aus der Staatskanzlei Niedersachsen erhielt.
Nach fünf Jahren Planung- und Bauzeit, wurde auf dem Betriebsgelände der Kuhfarm, der Caritas Banja Luka, die erste Biogasanlage in Bosnien-Herzegowina in Betrieb genommen. Zu den Gästen gehörten Vertreter der Regierung der Republik Srbska, Der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), der Caritas Banja Luka, der Deutsch-Kroatischen-Gesellschaft e.V. Hannover und zahlreiche Medienvertreter aus dem In- und Ausland.
Caritasdirektor Mons. Dr. Miljenko Aničić, Banja Luka, weihte Gemeinsam mit Bischof Dr. Franjo Komarica die neue Biogasanlage in Aleksandrovac, in der. Landwirtschaftlichen Genossenschaft Livac, ein.

Unsere Nachrichten:

Hilferuf aus Banja Luka, nach Hochwasser.

Erneut Bekleidungsspende für Not leidende Familien im Bereich der Caritas Banja Luka

Flachsbarth (MdB) begrüßt Vertreter der Region Hannover auf Kongress über Russland

Benefizkonzert beim Kerzenschein in St. Bonifatius Wunstorf

Jugendliche laden zum Benefizkonzert für Not leidende Familien

In der Not der Ärmsten kommt Hilfe aus Wunstorf

Unvergessenes Engagement des Kaisersohnes in der Region Hannover

Sponsorenlauf für Familien durch Jugendliche organisiert

Wunstorfer Jugendliche starten Hilfsaktion mit dem Verkauf von Kinderbekleidung

Priestermord im Videowettbewerb

„Die Zeit ist der Feind“ - Flachsbarth greift Forderungen der Deutsch-Kraotischen-Gesellschaft auf

Kirche gerettet – und neuen Aufgaben zugeführt

Gute Nachrichten für Vertriebene und Flüchtlinge

Caritas in Not

Bundesweit einmalige Aktion

Großer Tag in der Schule für Europa

Margret Engelking und Winfried Gburek zu Gesprächen mit Botschaftsvertreter und Nuntius in Bosnien-Herzegowina unterwegs


Großes Benefizkonzert mit großem Ergebnis

Das Trappistenkloster Maria Stern in Banja Luka produziert wieder Trappistenkäse


„Vertreibung ist Verbrechen“

Ministerpräsident Christian Wulff besucht das Bistum Banja Luka mit seinen Wiederaufbauprojekten

BANJA LUKA (gb) – „Ich bin hier, weil ich meine Solidarität zeigen will, weil ich beistehen und helfen will, soweit es mir möglich ist.“ Über 200 Gläubige hörten in der Kathedrale von Banja Luka, Bosnien-Herzegowina, gespannt zu, als Ministerpräsident Christian Wulff am Ende einer Eucharistiefeier in seiner Ansprache diese Aussage machte. Unter ihnen viele, die während der kriegerischen Auseinandersetzungen im ehemaligen Jugoslawien, zwischen 1992 und 1995, unendliches Leid erlitten haben. Wulff besuchte auf einer Balkanreise, auf Anregung der Deutsch-Kroatischen-Gesellschaft e.V. Hannover und auf Einladung von Bischof Dr. Franjo Komarica, das Bistum Banja Luka. Ministerpräsident Wulff wollte sich persönlich einen Eindruck über die aktuelle gesellschaftliche und politische Situation des Landes verschaffen und die Aufbauprojekte des Bistums besuchen, die auch mit finanzieller Unterstützung aus Niedersachsen umgesetzt werden.

Projekte eines Bistums, in dem während der Kriegsjahre Hunderte Menschen umgebracht und 90 Prozent der Bevölkerung auf brutalste Weise, in einer ethnischen Säuberung, durch serbische Soldaten aus dem Land vertrieben wurden. Dreizehn Jahre nach Kriegsende ist die gesellschaftliche Situation in diesem Land zum Teil schlimmer zu beurteilen, als zurzeit kriegerischer Auseinandersetzungen. „Vertreibung ist Verbrechen. Auch in Brcko, auch in Mostar und auch in Banja Luka“, so Wulff. Die schrecklichen Taten könnten nicht ungeschehen gemacht werden. Aber es könnten Zeichen gesetzt werden, „gegen neue politische Brunnenvergiftung, gegen neue Hetze auf Andersgläubige, gegen weitere Diskriminierung von Menschen wegen ihrer Herkunft. Versöhnung und Vergebung sind solche Zeichen. Das ist nicht einfach. Das kann Jahre, Jahrzehnte dauern“. Wulff rief in seiner Ansprache die Gottesdienstteilnehmer auf, hier aktiv mitzuwirken und betonte: „Wer kann diesen Prozess glaubwürdig mitgestalten, wenn nicht insbesondere die Vergebung spendende Kirche Gottes, die lebendige Gemeinde und ihre gläubigen Mitglieder?“ Nach einem intensiven Vieraugengespräch zwischen Wulff und Bischof Komarica, zwischen dem Niedersächsischen Ministerpräsidenten und dem Ministerpräsidenten der Republik Srpska, Milorad Dodik, sowie den Vertretern der Religionsgemeinschaften, dem orthodoxen Bischof von Banja Luka, Jefrem Milutinovic und dem Mufti Edhem Camdzic, Banja Luka, führte Bischof Komarica den Ministerpräsidenten zu Projekten, die auch mit Unterstützung aus Niedersachsen umgesetzt werden konnten: Die medizinische Ambulanz im Ordinariat, das Caritas-Zentrum, ein Zentrum zur Behandlung von Suchtkranken, Altenpflegeeinrichtungen, Caritas-Werkstätten der Holz- und Metallverarbeitung und einen Bauernhof der Caritas. Einrichtungen, die auch der Arbeitsplatzbeschaffung dienen. Achtzig Prozent der Bevölkerung sind arbeitslos und die Katholiken werden hierbei zusätzlich diskriminiert, wenn sie sich um einen Arbeitsplatz bewerben. Katholiken bekommen erst dann einen Arbeitsplatz, wenn kein anderer ihn haben möchte. Oftmals bekommen sie auch dann den Arbeitsplatz nicht – weil sie katholisch sind. Wulff wünschte sich speziell auch den Besuch der Pfarrkirche St. Joseph in der Ortschaft Nova Topola, dem ehemaligen Windthorst, die nach dem gleichnamigen berühmten deutschen Politiker Ludwig Johann Ferdinand Gustav Windthorst benannt wurde, der seine lette Ruhestätte in der St. Marine-Kirche in Hannover gefunden hat. Novo Topola liegt in der Nähe des Grenzortes Bosanska Gradiska. Erbaut wurde die Josephs-Kirche vor 115 Jahren, durch deutsche Siedler aus dem Ems- und Rheinland. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die deutschen Familien vertrieben. Während des letzten Krieges im ehemaligen Jugoslawien wurde der Priester der Gemeinde entführt und sein Schicksal bis heute durch die zuständigen Behörden nicht aufgeklärt. Die Kirche, die auf Initiative der Deutsch-Kroatischen Gesellschaft und durch private Einzelspenden derzeit eine Grundsanierung und fachkundiger Begleitung durch den Osnabrücker Restaurator Joseph Eichholz erfährt, ist eine der wenigen unzerstörten Kirchen des Landes und ein ausgewiesenes Schmuckstück der Neogotik, die es kein zweites Mal in Bosnien-Herzegowina und nur noch zweimal in Deutschland gibt. Wulff zeigte sich sehr beeindruckt von dem Willen und den Einsatz für den Wiederaufbau, seitens des Bistums sowie der Kroatischen Gesellschaft Hannover. So versprach er wiederzukommen. Und nicht nur das. Wulff: „Uns verbindet als Mitglieder der europäischen Völkerfamilie vieles, nicht nur ethnische Tradition. Deswegen möchte ich von diesem Ort aus eine Gruppe von jungen Menschen aus Banja Luka einladen, zu uns nach Niedersachsen zu kommen, um mit jungen Menschen aus Niedersachsen sowie unserer Partnerregion in Polen Erfahrungen und Gedanken auszutauschen zum Thema Vertreibung, Vergebung und Versöhnung.“

Weitere Fotos siehe unter "DiaShow"

(28.08.08)


Interview

Religionen sollten im Friedensprozess eine aktive Rolle spielen

Ministerpräsident Christian Wulff nach seinen Gesprächen im Bistum Banja Luka

 Von Winfried Gburek / Igor Lukenda

Der Niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff reiste nach Bosnien-Herzegowina, um sich persönlich einen Eindruck über die aktuelle gesellschaftliche und politische Situation des Landes zu verschaffen. Hierbei besuchte er auch das Bistum Banja Luka. Ein Bistum, in dem während der Kriegsjahre von 1992 bis 1995 Hunderte Menschen umgebracht und 90 Prozent der Bevölkerung auf brutalste Weise durch serbische Soldaten aus dem Land vertrieben wurden. Im Interview spricht Wulff über seine Eindrücke, seine Perspektiven für das Land und die Rolle der Religionen.


GB:
In Bosnien-Herzegowina haben Sie im Bistum Banja Luka als niedersächsischer Ministerpräsident Gespräche geführt mit Bischof Dr. Franjo Komarica, Katholische Kirche, Vertretern der Serbisch-Orthodoxen Kirche und einem muslimischen Mufti. Welche Themen konnten Sie ansprechen? Welche Rolle spielen die Religionsgemeinschaften ihrer Ansicht nach, wenn es um den Versöhnungs- und Friedensprozess in Bosnien-Herzegowina geht? Stören sie eher oder fördern sie die Versöhnungs- und Friedensprozesse?

Wulff: Mein Eindruck ist, dass die Religionsgemeinschaften in Bosnien-Herzegowina allesamt den Frieden gewünscht hatten, selber entsetzt sind, dass es zu Krieg gekommen ist. Dass daraus nur die Konsequenz sein kann, dass der Einfluss der Religionen für den Frieden größer wird, auch für die Entwicklung des Landes größer wird, und dass sich nicht einzelne Volksgruppen, die nur an sich denken, an die eigenen Vorteile der eigenen ethnischen Gruppe, sich hinter den Religionen verschanzen. Sondern die Religionen müssen in diesem Land eine aktive Rolle im Friedensprozess spielen, müssen vor allem für Toleranz, für Minderheitenschutz eintreten. Und die Politiker müssen sich überlegen, ob sie nicht stärker auf die Kirchen hören, statt die Kirchen links liegen zu lassen.

GB: In Deutschland erfährt man wenig über Bosnien-Herzegowina, das Schicksal der Bevölkerung und seine Nöte. Lediglich dann ist es – aber auch nur beiläufig – Thema, wenn wie jüngst geschehen, ein Kriegsverbrecher wie Radovan Karadzic festgenommen wird. Ist Bosnien-Herzegowina das vergessene Land innerhalb Europas?

Wulff:
Man darf die Menschen auch nicht überfordern. Es gibt viele neue Länder in Europa. Es gibt hier im ehemaligen Jugoslawien eine Vielzahl neuer Länder – Slowenien, Kroatien, Bosnien Herzegowina, Kosovo, Serbien Montenegro – und das ist nicht ganz einfach für die Bevölkerung im übrigen Europa, die einzelnen Dinge so nachzuvollziehen. Aber die Bereitschaft, den Balkan nach Europa zu holen, die Europäische Union hierhin bis Griechenland zu erweitern, und mit einem wirklichen großen Wurf hier die Entwicklung zu Wachstum, zu Stabilität, zu Frieden und Freiheit zu befördern, dieser Wunsch und die Bereitschaft ist da. Die Bereitschaft dokumentiert sich auch darin, dass wir hier Tausende Soldaten und Polizisten haben, die die Sicherheit gewährleisten, über EUFOR, KAFOR, die UN-Friedenstruppen, die dafür sorgen, das hier eine friedliche Entwicklung Platz greift und das nie wieder geschossen wird, dass vor allem nie wieder aufeinander geschossen wird, sondern das der friedliche Weg beschritten wird. Und da leistet die Katholische Kirche einen riesen Beitrag und auch die anderen Religionen können einen großen Beitrag leisten.

GB: Gibt es für Bosnien-Herzegowina eine Alternative zu einer Mitgliedschaft in der EU?

Wulff: Es gibt vor allem erst einmal keine Alternative als Staat Bosnien-Herzegowina, mit allen Volksgruppen, mit allen Religionen, als Staat diesen Weg zu beschreiten. Es wird nicht eine Aufnahme in die EU von Teilen dieses Landes geben. Und das Land als solches, als einheitlicher Nationalstaat, würde aufgenommen, oder die Perspektive einer Beitrittssituation gäbe es gar nicht. Wir haben einige konkrete Beitrittskandidaten wie Kroatien, wir haben potentielle Beitrittskandidaten und der Weg ist weit und lang, aber das Ziel lohnt, denn der Balkan gehört zu Europa und es liegt im europäischen Interesse, das der Balkan befriedet wird und nicht wie seit 1000 Jahren umkämpft und kriegerisch umstritten ist.

GB: Dreizehn Jahre nach dem Ende der direkten kriegerischen Auseinandersetzungen im ehemaligen Jugoslawien, hat sich Bosnien-Herzegowina weder wirtschaftlich noch sozial erholt. Man spricht von einer Arbeitslosenquote von über 80 Prozent. Über 70 Prozent der Jugendlichen möchte eher heute als morgen das Land verlassen, da sie dort keine Zukunft für sich sehen. Die slowenische Botschafterin in Berlin, Dragoljuba Bencina, sprach vor einem Europa-Forum in Hannover davon, dass in 20 Jahren alle Balkan-Länder in der EU sein werden. Ist dieser Zeitraum nicht zu lang und daher „tödlich“ für die Entwicklung von Bosnien-Herzegowina? Wo können Sie helfen?

Wulff:
Ich habe ganz großen Respekt vor dem, was hier geleistet wurde. Nicht nur die Kriegsfolgen zu bewältigen, sondern auch den Übergang von Planwirtschaft, von Kommunismus, in eine marktwirtschaftliche Ordnung. Das ist eine Sondersituation und beides ist zu bewältigen. Ich würde auch nicht sagen, dass 20 Jahre unendlich lang sind. Zwanzig Jahre gehen ganz schnell herum. Aber, es kann ja schneller sein, wenn wirklich alles auf den Weg gebracht wird. Aber nach meinem Eindruck sind 20 Jahre schon anspruchsvoll. Ich würde mich zu Jahreszahlen nicht hinreißen lassen wollen. Wer schnell unterwegs ist, ist eher am Ziel. Und wer langsam unterwegs ist, wer trödelt, ist später am Ziel. Entscheidend ist das Ziel im Auge zu behalten, die Reformen durchzuführen, die Gesetze zu verändern, dass man zu Europa kommt. Wir können hier die Kontakte vertiefen, die Zusammenarbeit vertiefen in den Bereichen Landwirtschaft, Fremdenverkehr, im Bereich nachwachsender Rohstoffe, im Bereich Windenergie, Wasserkraft, überhaupt Energiepolitik. Die Schulen brauchen Partnerschaften, die Universitäten sollen zusammen arbeiten. Der Austausch der Menschen muss stattfinden. Das wir hierhin kommen und möglichst viele zu uns kommen. Es geht nichts über den Austausch zwischen Menschen. Da kommt am meisten dabei heraus. Es gibt ganz viele Kooperationsfelder.

GB: Ein Stabilisierungsabkommen wurde zwischen der EU und Bosnien-Herzegowina geschlossen. Es heißt: Damit ist das Land der Europäischen Gemeinschaft näher gekommen. Gleichzeitig hob die Europäische Gemeinschaft aber hervor, dass hierfür auch das Land selbst zügig die notwendigen Reformen umsetzen muss. Welche sind aus Ihrer sicht die erst wichtigsten Reformen, die umgehend umgesetzt werden müssen und wer ist dafür verantwortlich?

Wulff: Das wichtigste ist eine Reform der Verfassung. Dass dieses Staatsgebilde langfristig, verlässlich auch als Staat wahrgenommen wird. Dass auch die Bürger für den Staat Bosnien-Herzegowina sind. Und nicht jeder nur für seine Volksgruppe ist, oder jeder nur für seinen Teilstaat ist. Sondern für den Staat muss es eine gemeinsame Identität geben. Es muss klare Zuständigkeiten geben für Finanzen, Polizei. Man muss sich hier zusammenraufen, aufeinander zugehen und Voraussetzungen schaffen, das schnell entschieden werden kann, was Not tut, was sein muss. Eine eigene leistungsfähige Polizei und Justiz aufgebaut wird, die rechtstaatlich handelt. Dass man Korruption und Vetternwirtschaft bekämpft. Das muss alles in Ordnung gebracht werden, weil sonst die Aufnahme in die Europäische Union nicht möglich ist.

GB: Nichts wünscht sich Bischof Franjo Komarica für das Bistum Banja Luka sehnlicher, als die Rückkehr der Vertriebenen. Voraussetzung dazu ist sicherlich, dass das Thema „Rückkehr der Vertriebenen“ seitens der Politik, an allen Stellen, die in dieser Weise politische Verantwortung tragen, beherzter angepackt wird und sich die Politik dafür engagiert. Werden Sie es als Ministerpräsident, nach ihren Eindrücken in diesem Land tun?

Wulff: Ich wünsche mir, dass alle Vertriebenen wieder dorthin zurückkehren können, wo ihre Heimat ist. Dass sie dort ihr Eigentum zurückbekommen und dort friedfertig aktiv leben können. Und das die Länder dieses als Bereicherung betrachten, dass auch Minderheiten ein Land voranbringen, entwickeln können. Und  das man sich seiner Minderheiten rühmen sollte. Die Bevölkerungsmehrheit muss sich gar nicht in Sorge fühlen, wenn Minderheiten zurückkehren. Sie sollten es als Bereicherung empfinden. Leider wird das hier zu wenig erkennbar als Bereicherung betrachtet und zu sehr als Gefährdung. Wahrscheinlich kann man das nur verstehen auf dem Hintergrund der kriegerischen Auseinandersetzungen.

(28.08.08)

 
Hilferuf der Videokonferenz kam nicht nur auf dem Balkan an

REGION HANNOVER / BANJA LUKA (gb) - Die weltweit geführte Videokonferenz aus Banja Luka, Bosnien-Herzegowina, wurde von allen unmittelbar Beteiligten als großer Erfolg gewertet. „Und das nicht nur aus technischer, sondern vor allem aus inhaltlicher Sicht“, erklärte der Wunstorfer Winfried Gburek, der nach Aussage des dortigen Bischofs Franjo Komarica, „maßgeblich an der Verwirklichung der Videokonferenz mitgewirkt hat“. Die Videokonferenz hatte die Förderung der Friedens- und Versöhnungsbotschaft unter den ethnischen Gruppen und Ländern, 13 Jahre nach dem Krieg zwischen 1992 bis 1995, zum Ziel, zu der der ehemalige Papst Johannes Paul II. im Jahr 2003 bei seinem Besuch in Banja Luka aufgerufen hatte. Die Videokonferenz stellte zur Diskussion, wie der Wiederaufbau des Landes und der menschlichen Strukturen, sowie die Rückkehr der Vertriebenen konkret verwirklicht werden könnte. Immer wieder schalteten sich per Video Menschen aus zahlreichen Teilen der Welt in die Diskussion ein. „Es gab Diskussionsteilnehmer von Kanada bis Australien“, so Gburek, der vor Ort gemeinsam mit Igor Lukenda, Europäische Akademie Banja Luka, und dem Fernsehjournalisten des Kroatischen Rundfunks, Raguz Zeljko, für die Programminhalte sowie die Sendeabwicklung sorgte. Auch während der bereits laufenden Sendung erstellte Gburek aktuelle Videobeiträge zur Einspielung, in denen unterschiedlichste Personen dazu Stellung bezogen, worauf es ihrer Meinung nach ankäme, um den Wiederaufbau und die Versöhnung unter den verschiedenen Volksgruppen voran zu bringen. „Es gelang uns zum Beispiel den Premier aus Bosnien-Herzegowina, aus der Republik Srpske, Milorad Dodic und den Kulturminister Kroatiens, Dragan Primorac, zu konkreten Aussagen zu bewegen. Somit sind mit der Videokonferenz Menschen zusammengeführt worden, die sonst kaum zu dieser Fragestellung im Gespräch miteinender sind“, so Gburek, der sich ebenso erfreut über die gelungene Zusammenarbeit unter den Mitarbeitern der Videokonferenz – unter ihnen Techniker von Carnet aus Zagreb - innerhalb und außerhalb der Sendezentrale in der Europäischen Akademie Banja Luka äußerte. Sprachbarrieren gab es nicht. Gleich nach Sendeschluss hob Bischof Dr. Franjo Komarica als Initiator der Videokonferenz gegenüber dem  Sendeteam im Schaltraum hervor: „Es war die erste Videokonferenz. Weitere werden mit dem gleichen Ziel folgen und somit der Versöhnung und Verständigung auf ihre Weise dienen.“ Zurzeit wird ein Zusammenschnitt der Videokonferenz erstellt, der bei www.wunstorf.tv/weitblick abrufbar sein wird.  Ein Foto finden Sie hier. (22. Juni 2008)


Das Bistum Banja Luka wendet sich mit Videokonferenz an die Weltöffentlichkeit

BANJA LUKA - Mit einem besonderen, erstmaligen und eigenem Medienereignis erinnert das Bistum Banja Luka in Bosnien-Herzegowina an die Friedens- und Versöhnungsbotschaft des Papstes Johannes Paul II., bei seinem Besuch des Bistums vor fünf Jahren, am 22. Juni 2008. Auf Initiative von Bischof Dr. Franjo Komarica und unter Mitwirkung des Wunstorfer Videojournalisten Winfried Gburek wendet sich das Bistum über das Internet mit einer Live-Videokonferenz aus der Europäischen Akademie Banja Luka an die Weltöffentlichkeit. Beteiligt an dieser Videokonferenz sind Politiker, Vertreter der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Kirche. Die Videokonferenz wird geführt zum Thema: "Wiederaufbau und Rückkehr - die Zusammenarbeit der gesellschaftlichen Gruppierungen in Bosnien-Herzegowina". Über die Zuschaltung von weiteren Orten, wie zum Beispiel Zagreb, Osijek und Split, wird die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der Diskussion live ermöglicht. Zusätzlich kommt es zu Einspielungen von Beiträgen durch den Präsidenten des Europaparlaments, Hans-Gert Pötterring (Brüssel, Belgien), dem Nuntius in Bosnien Herzegowina, Msgr. Alessandro D`Errico, Kardinal Vinco Puljic (Sarajevo), Kardinal Josip Bozanic (Zagreb, Kroatien), der saarländischen Abgeordneten des Europaparlaments Doris Pack, der Geschäftsführerin der Ludwig-Windthorst-Stiftung, Martha Orthmann (Lingen, Deutschland) und Margret Engelking, der Präsidentin der Deutsch-Kroatischen Gesellschaft e.V. Hannover (Hannover, Deutschland). Der Videojournalist Winfried Gburek (Wunstorf / Region-Hannover, Deutschland) sorgt mit einer Slide-Show für einen Rückblick über die Begegnung zwischen Papst Johannes Paul II. und den 70.000 Menschen in Bosnien-Herzegowina vor fünf Jahren, sowie mit weiteren Videoeinspielungen für die Information über besondere aktuelle Ereignisse aus Banja Luka. Hierbei arbeitet er eng mit Studenten aus Zagreb/Kroatien zusammen, die für die technische Übertragung sorgen. Die Videokonferenz mündet in eine wiederum live geschaltete Pressekonferenz aus der Europäischen Akademie in Banja Luka. Die Moderation der Sendung hat Raguz Zeljko, Kroatischer Rundfunk. "Mit dieser Videokonferenz sollen Menschen innerhalb und außerhalb des Landes verbunden werden, um mit ihnen gemeinsam konstruktiv zu diskutieren und zu überlegen, wie der Aufbau und die Hilfe für die Rückkehr der Vertriebenen - die seit der Kriegsjahre zwischen 1992 und 1995 auáerhalb von Bosnien Herzegowina leben - in diese Region noch stärker intensiviert werden kann", erklärte Igor Lukenda, der Leiter der Europäischen Akademie Banja Luka.

Die Videokonferenz findet am 21. Juni 2008, von 16 bis 19 Uhr statt und ist im Internet live zu verfolgen unter mms://irtv.carnet.hr/etfos-online. Zuschauer können sich aktiv per EMail an der Videokonferenz beteiligen unter EMail: eurospka.akademija@gmail.com.

Die Videokonferenz wird nachträglich auch als Aufzeichnung zu sehen sein unter: http://www.biskupija-banjaluka.org


Nach großer Resonanz in Wunstorf:
Aufrüttelnde Foto-Reportage soll auch in Wien gezeigt werden

WUNSTORF (gb) - „Meine Erwartungen wurden mehrfach übertroffen.“ So fasste Winfried Gburek die Zeit der Präsentation seiner Ausstellung der Foto-Reportage „Bis hierher und weiter – 7 Tage Bosnien-Herzegowina“ in der Kundenhalle der Stadtsparkasse Wunstorf zusammen. Nur noch bis zum 6. Juni ist sie dort zu sehen. Auch eine kroatische Tageszeitung stieß auf die Ausstellung der Foto-Reportage und berichtete ausführlich über die Ausstellungseröffnung in Wunstorf, in ihrer deutschen Auflage sowie in ihren Ausgaben für Kroatien und Bosnien. Direkt von Wunstorf aus gehen die 60 großformatigen Reportagefotos in die St. Augustinus-Kirche, Hannover-Ricklingen. Dort ist die Foto-Reportage vom 12. bis zum 29. Juni 2008 zu sehen. „Es ist die Konzertkirche in Hannover, aus der während der Fußballweltmeisterschaft Orgelimprovisationen der Nationalhymnen der teilnehmenden Länder im Hörfunkprogramm von NDR 1 Radio Niedersachsen und N3-Fernsehen übertragen wurden. So soll zur Zeit der Fußballeuropameisterschaft durch die Foto-Reportage der Blick auf eine europäische Sorge gelenkt werden“, so Gburek. Sehr schnell habe das durchweg positive Echo die Nachricht von der ungewöhnlichen Ausstellung verbreitet. Auf dem Katholikentag in Osnabrück wurde die Ausstellung spontan nach Geslsenkirchen in eine Kunstkapelle eingeladen. Der dortige Propst hat sie zur Chefsache gemacht und möchte die Foto-Reportage der breiten Öffentlichkeit der Stadt und darüber hinaus zugängig machen. Am 30. Juni wird sie dort ebenfalls auf besonderem Wunsch, gemeinsam mit Bischof Dr. Franjo Komarica, Banja Luka, eröffnet. Insgesamt an zwölf verschiedenen Orten hatte Gburek die Ausstellung zeigen wollen. Doch dabei wird es nicht bleiben, freut sich der Wunstorfer Journalist und Religionspädagoge. „Eine Stiftung, mit Sitz in Wien, hat Interesse, diese Ausstellung in der österreichischen Hauptstadt zu zeigen. Wenn die Ausstellung an den weiteren Orten nur annähernd derart positives Echo, Diskussionen und Nachfragen wie in Wunstorf auslösen würde, konnte sie nicht nur der Wahrheit zur Öffentlichkeit verhelfen, sondern auch den Vertriebenen, geschundenen, verfolgten und misshandelten Menschen Gehör verschaffen.“

Zum Foto hier!



Handfeste Versöhnungs- und Friedensarbeit: Katholische Familienbildungsstätte Osnabrück unterstützt das Familienzentrum in Banja Luka

HANNOVER / OSNABRÜCK (gb) - Zwölf junge Mütter sitzen im Kreis auf bunten Gymnastikmatten, vor ihnen liegen ihre bis acht Monate alten Kinder und zwischen ihnen hocken der Priester
Ilija Pilicic und der Soziologieprofessor Vlatko Malbasic. Beide sind Mitarbeiter im Familien-Zentrum der Caritas Banja Luka, Bosnien-Herzegowina, und konnten fünf Tage in der Katholischen Familienbildungsstätte Osnabrück hospitieren. Die Initiative hierzu ergriff die Deutsch-Kroatische-Gesellschaft e.V. Hannover gemeinsam mit der ehemaligen Leiterein der Familienbildungsstätte, der Diplom-Pädagogin Walburga Fleige, die sich zuvor auf Einladung der Deutsch-Kroatischen Gesellschaft und des dortigen Bistum in Banja Luka einen eigenen Eindruck von der Situation verschaffen konnte. Die amtierende Leiterin Christiane van Melis unterstützte die Hospitation in vielfältiger Weise, während Fleige die Hospitationsstationen vor Ort koordinierte. Dies ermöglichte den Gästen zahlreiche Informationen, Gespräche, Eindrücke und Impulse für ihre zukünftige Arbeit im Familienzentrum des Bistums Banja Luka. Die Gäste nahmen zum Beispiel an Angeboten wie PEKIP (Prager-Eltern-Kind-Programm) teil, erlebten die Möglichkeiten von Mutter- und Kind-Gruppen in Bewegungsspielen sowie Gymnastik, bei Spielen mit allen Sinnen, der Gruppe «Mini-Musik» - Musik für Eltern und Kind - und besuchten zum Beispiel auch das Mehrgenerationenhaus im Stadtteil Haste. «Viele wertvolle Erfahrungen und Informationen nehmen wir aus Osnabrück mit nach Banja Luka», betonte Ilija Pilicic im Gespräch mit Winfried Gburek, der als Vertreter der Deutsch-Kroatischen-Gesellschaft Hannover die Gäste während ihrer Hospitation in Osnabrück besuchte, um sich gleichzeitig bei der Familienbildungsstätte und Walburga Fleige für die «handfeste und zukunftsträchtige Unterstützung» zu bedanken. Zur wesentlichen Erfahrung von Pilicic und Malbasic gehörte nach eigenen Aussagen der im Grundsatz unterschiedliche Ansatz beider Einrichtungen. Pilicic: «Während wir in unserem Familienzentrum oft gesprächszentriert mit alten Menschen arbeiten, werden in der Familienbildungsstätte von Osnabrück pädagogische Ansätze vor allem mit Familien und Gruppen junger Frauen mit Kindern favorisiert. Etwas, was wir sicherlich unbedingt übernehmen werden, auch wenn es in unserem Zuständigkeitsgebiet nicht so viele junge Familien gibt.» Zusammenhänge, die nach wie vor auf die Folgen der bis vor rund 13 Jahren stattgefundenen kriegerischen Auswirkungen innerhalb des Landes verweisen. Die Kriegserfahrungen «bremsen und blockieren die Menschen» nach wie vor in diesem Land. Die ganze Bevölkerung von Bosnien-Herzegowina trage ein Kriegssyndrom in sich, «da zumindest jeder in Kontakt mit Menschen steht, die persönliche Kriegserfahrungen haben». «Aber wir können den neuen Generationen, ohne Krieg, über unsere Arbeit sicherlich neue Lebensimpulse geben.» Dazu sollte die Hospitation in Osnabrück aktive Unterstützung bieten, freute sich Winfried Gburek und fügte mit Nachdruck hinzu: «Dadurch, dass die Familienbildungsstätte die Hospitation gestaltete, leistete sie auf diesem Hintergrund gleichzeitig aktive Versöhnungs- und Friedensarbeit in Bosnien-Herzegowina.» «Bisher haben die Menschen in unserem Land, in unserem Bistum eher materielle Hilfe von der Caritas erwartet und auch erhalten. Beratungsangebote waren schon sehr neu und ungewohnt für die Menschen. Wenn wir Angebote aus Osnabrück in Banja Luka aufgreifen werden, wird dies auch einen längeren Überzeugungsweg benötigen. Am Ende werden wir aber auch damit den Menschen etwas bieten, was sie dankbar aufgreifen werden», erklärte der Soziologe Malbasic. Sicherlich sei es auch wichtig, kulturelle Unterschiede mit in Betracht zu ziehen und bei den Angeboten des Familienzentrums zu berücksichtigen, auch «wenn der Mensch in jedem Land Mensch, Familie immer Familie bleibt und Mutter immer Mutter ist», so Pilicic. Wesentlich bleibt auch für die Arbeit in Bosnien-Herzegowina die Offenheit des Familienzentrums für alle, unabhängig von Herkunft und Religionszugehörigkeit, betonte Pilicic, der als katholischer Priester auf fundierte Erfahrungen zurückgreifen kann. Alle Angebote und Dienstleistungen sind weiterhin für die Nutzer kostenfrei. “Das Familienzentrum wird in seinen Angeboten in Zukunft noch offener sein, was vielleicht die größte Veränderung nach dem Besuch in Osnabrück sein könnte.” Die Finanzierung der Hospitation in Osnabrück übernahm die Familienbildungsstätte und das Bistum Osnabrück. Auch Generalvikar Theo Paul empfing die Abordnung der Caritas Banja Luka zu einem ausführlichen Gespräch mit Rück- und Ausblick.
(Fotos siehe Dia-Show)


Für die Zukunft eines Friedens in Bosnien-Herzegowina gibt es keine Alternative zum Dialog unter den Religionsgemeinschaften

OSNABRÜCK (gb) – Im Rahmen des Themenfeldes „Christlich-islamischer Dialog“, auf dem 97. Deutschen Katholikentag, Osnabrück, stellte sich Bischof Dr. Franjo Komarica dem Thema „Bosnien-Herzegowina und der schwierige Weg des Dialogs“. Für ihn gibt es keine Alternative zur Fortsetzung der Ökumene mit der Serbisch-Orthodoxen Kirche und auch keine Alternative zum Dialog mit den islamischen Gemeinschaften in Bosnien-Herzegowina. Gleichzeitig räumte der katholische Würdenträger ein, dass „Misserfolge hierbei zu einer gewissen Müdigkeit gegenüber der Ökumene und des Dialogs geführt haben“. Auf dem Feld der Ökumene und des Dialogs sei „allumfassend zu wenig getan worden“. Zusätzlich würden die hier existierenden Bemühungen durch extremistische Politiker erschwert, die das Misstrauen unter den Menschen schüren. Komarica: „ Es müsse die anhaltende Quelle des Misstrauens überwunden werden.“ So setze er weiterhin auf die Überzeugungskraft des Engagements der katholischen Kirche von Bosnien-Herzegowina auf den Gebieten der Caritas-, Hilfs- und Bildungsprojekte, wie etwa durch Schulen und Akademien, die allen Menschen, unabhängig von der Religionszugehörigkeit, offen stehen. Sie seien wie „Brücken zum Versöhnungsprozess“, förderten die dauerhafte Diskussion und Gesprächsbereitschaft untereinander. Marta Ortmann, Vertreterin der Ludwig-Windthorst-Stiftung Lingen, die sich für diese Veranstaltung auf dem Katholikentag verantwortlich zeigte, bedauerte sehr, dass sowohl ein orthodoxer Bischof wie auch ein islamischer Professor aus Sarajevo die Teilnahme an dieser Dialog-Veranstaltung abgesagt hätten. Ortmann verwies gleichzeitig darauf, dass „Bischof Komarica bereits während des Kriegs auf dem Balkan ein Vorreiter des Friedens war“. Leid und Opfer habe es auf allen Seiten geben, so Komarica. „Das gegenseitige Wahrnehmen von Leid und Opfern sei wichtig. Aber man muss auch weitergehen, damit der Dialog und der Friedensprozess in Zukunft gelingen kann.“ Die Religionsgemeinschaften hätten nicht nur die Verantwortung hierzu, sondern auch die Möglichkeit, wie sie bereits in den Kriegsjahren bis 1995 zum Teil bewiesen hätten. Komarica: „Während die Politiker des Landes eher den Großmächten hörig waren und eher einseitig ihre Religionszugehörigkeit nutzten, sorgten die Religionsgemeinschaften für die Pflege der ethnischen Identität.“ Es sei noch viel zu tun, um die Wahrnehmung der Andersartigkeit des anderen in den Bevölkerungsgruppen zu festigen. Viele Katholiken seien auch während des Krieges versöhnungsbereit gewesen. Sie wollten kein Krieg, „sie wollten nicht einmal eine Waffe zur persönlichen Verteidigung in die Hand nehmen“, rief Bischof Komarica den Teilnehmern im überfüllten Veranstaltungssaal zu. „Es wurde ihnen aber von den Politikern und internationalen Mächten aufgezwungen.“ Er sehe hier aber auch Zeichen der Wende. Allerdings sei weiterhin die große Unwissenheit der verantwortlichen Politiker und die Absurdität der internationalen Politik zu beklagen, wenn es um die Versöhnungs- und Friedensprozesse in Bosnien-Herzegowina ginge. Ein Zusammenleben in Frieden ist möglich, hob Komarica hervor, „auch wenn Rachsucht noch verbreitet ist. Nur die gleichen Menschen können dies überwinden. Wir wissen, dass es Frieden ohne Versöhnung nicht gibt“. Helfen hierbei könnten Akte der Nächstenliebe und der Versöhnung „durch persönliches Beispiel und brüderliche Hilfe“. Zur Unterstützung des gegenseitigen Verständnisses könnten auch die Geistlichen und Imame Beitragen, indem sie in ihren Predigten über ihren eigenen Glauben sprechen, aber auch über die Inhalte des Glaubens der jeweils andere Religion.

Auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung nahmen zwölf Studenten aus Bosnien, Mazedonien und Serbien am Deutschen Katholikentag in Osnabrück teil. Unbedingt wollten sie den Vortrag von Bischof Komarica hören, aber standen vor verschlossenen Türen des überfüllten Saales. Doch sie sollten nicht vergebens gekommen sein. Spontan traf sich Bischof Komarica in einem Teezelt im Innenhof des Veranstaltungsbereiches, um den Theologiestudenten der Serbisch-Orthodoxen und katholischen Kirche, sowie des Islams die Inhalte seines Vortrages zu vermitteln und auf ihre Anfragen zum Thema des Dialogs einzugehen. Komarica hob auch ihnen gegenüber mit Nachdruck die Ernsthaftigkeit und dringende Notwendigkeit des Dialogs zwischen den Religionsgemeinschaften hervor. Er kritisierte deutlich das Verhalten der Politiker hierbei, die sich oftmals einmischten und damit die Bemühungen zunichte Machten. „Der einfache Bürger findet schneller den Zugang zum andersgläubigen Nachbarn, als die Politiker.“ Daher freute er sich über diese Gruppe der Theologiestudenten, die die Möglichkeit des Dialogs, mit Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung, nutzten. Sehr lange konnten sie sich mit dem Würdenträger aus Banja Luka austauschen. In einer großen Offenheit ging Komarica auf alle Fragen ein.


„Die Menschenrechte müssten endlich garantiert werden“

Bischof Komarica bezweifelt den ernsthaften Willen der Politiker zur Befriedung Süd-Ost-Europas


HANNOVER (gb) - Zwischen der slowenischen Botschafterin I.E. Dragoljuba Bencina, dem parlamentarischen Staatssekretär (MdB) Peter Altmaier und Alexandra Stiglmayer, aus der Europäischen Stabilitätsinitiative Brüssel, ergriff Bischof Dr. Franjo Komarica das Wort, um „weder als Politiker, noch als Diplomat, aber als Mitbetroffner“ Stellung zur politischen, sozialen und wirtschaftlichen Situation von Bosnien Herzegowina (BIH) Stellung zu beziehen, wie er sagte. Die Möglichkeit für sein Land einzutreten, bot die Landeshauptstadt Hannover auf Initiative der Deutsch-Kroatischen-Gesellschaft e.V. Hannover im Rahmen der Veranstaltung „europaRAThaus“. Das Thema des Podiumsgesprächs: „Sloweniens Ratspräsidentschaft: Schlüssel zur Politik der EU auf dem westlichen Balkan“.

Während die Botschafterin Dragoljuba Bencina die Ziele der slowenischen Ratspräsidentschaft beschrieb und sich sehr deutlich für eine schnelle Einbindung aller Staaten des ehemaligen Jugoslawiens aussprach, bekundete Bischof Komarica seine Zweifel daran. Die Menschen des Landes Bosnien-Herzegowina sind gewillt und fähig zusammen zu leben und in diesem Land ein multinationales, multikulturelles und multireligiöses Leben zu gestalten. „Aber dafür brauchen die Menschen einen geregelten Rechtsrahmen und keine zweideutige Unterstützung.“ Komarica wurde mit Nachdruck deutlich und begründete seinen Vorbehalt: „Das Land wurde geteilt. Die ungerechte Teilung hat das Gesetz des Stärkeren zum Gesetz gemacht, jedoch nicht das Gesetz der Gerechtigkeit. Deshalb kann dieser Staat derzeit nicht funktionieren.“ Und fügt mit Nachdruck hinzu: „Entweder wird der Status von Bosnien-Herzegowina eines im Grundsatz multinationalen beschützt und bleibt existent, oder er geht zugrunde.“ Das Land sei seit Jahren wirtschaftlich vernachlässigt worden und kein ebenbürtiger Partner aus der Sicht der Großmächte der Welt. Das Land zeichne sich durch das Aufeinandertreffen verschiedener Religionen und Kulturen aus. „Dies ist für alle Beteiligten eine ständige Herausforderung, aber auch eine Chance gegenseitiger Bereicherung und Respektierung und Anerkennung der Werte, die in Europa Anteil an der Zivilisation und Kultur haben.“ Die aktuelle Situation des Landes im europäisch politischen Zusammenspiel verlange gemeinsame Anstrengungen auf der „Basis bestmöglicher Diagnose der Krankheit“. Der internationalen Gemeinschaft könne es nicht gleichgültig sein, ob und wann auch auf diesem Teil des Kontinents notwendige Stabilität verwirklicht werde, oder ob „immer wieder dort bewaffnete Auseinandersetzungen entstehen werden“. Wer die Stabilität Süd-Ost-Europas verwirklichen möchte, der müsse zunächst für zwei Faktoren sorgen: Das die Interessen der EU-Staaten untereinander und der USA auf der anderen Seite möglichst ausgleichend geregelt werden, sowie die mannigfaltigen Vorstellungen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen auf diesen Gebieten existieren können. „Dazu gehört, die Geschichte des Landes zu kennen, die Gegenwart leben und die Zukunft besonnen und verantwortungsvoll zu gestalten.“ Heute sei mehr denn je ein qualitativer Schritt nach vorne notwendig, angesichts der anhaltenden Konflikte in der Region BIH, Serbien und Kosovo. Die Menschenrechte müssten endlich garantiert werden. Nicht nur für die Einzelnen, sondern auch für die ethnischen Gruppen und religiösen Gemeinschaften. Außerdem die Regeln demokratischer Prinzipien als Grundlage bei einer Verfassungsänderung anzuwenden. Komarica: „So hätte man die reale Chance für friedliches Miteinander in Bosnien-Herzegowina, aber auch für die benachbarten Länder – die Chance einer Friedenszone.“ Und Komarica schließt mit der Feststellung: „Zu allem muss man aber vor allem den politischen Willen haben, der aber unserer Erfahrung nach fehlt.“

Fotos hierzu in der Dia-Show von Winfried Gburek


Ausstellung gestartet:

„Bis hierher und weiter – 7 Tage Bosnien-Herzegowina“

Ausstellung einer Foto-Reportage wirft Blick auf ein vergessenes Land

WUNSTORF (gb) - Tiefer Schnee auf der schmalen Bergstraße behindert immer wieder die lange Fahrt quer durch die Republik Srpska, in Bosnien-Herzegowina, hinauf nach Sasina, einem kleinen Ort, in einem lang gestreckten Tal. Nur eine kleine Teilstrecke der Reise, die der Wunstorfer Journalist Winfried Gburek, mit ortskundiger Begleitung, über sieben Tage in diesem Land unternahm. Es war nicht die erste Reise durch dieses Land. „Plötzlich bremste der Fahrer das Auto abrupt ab, zeigte auf ein rotes Schild am Straßenrand und sagte kurz: `Hier steigen Sie aber am besten nicht aus´. Hautnah standen wir in der Realität dieses Landes. Links und rechts, bergauf und talabwärts befanden sich Mienenfelder, auf die fast nur beiläufig hingewiesen wurde. Und daneben stehen zerschossene, verfallene und wenige bewohnte Häuser - mit spielenden Kindern“, beschreibt Gburek einige seiner Eindrücke, die er auf dieser Reise durch das Land bekommen hat. Aus einem Land, in dem sich bis vor zwölf Jahren, im Krieg des ehemaligen Jugoslawien, grausame Ereignisse gegen die Menschlichkeit abspielten. „Ich musste schon heftig schlucken und traute mich zunächst gar nicht zu fotografieren, als ich mit einen Verwandten eines Überlebenden eines Massakers sprach. Nach dem Abzug der Soldaten musste sich dieser Mann von der Last zahlreicher Leichen befreien, um vom Ort des Schreckens fliehen und sich verstecken zu können“, so Gburek. Gburek machte sich für eine Foto-Reportage besonders auf die Suche nach dem, was den Menschen in ihren Schicksalen und in einem wirtschaftlich völlig ruinierten und korrupten Land Zukunftsperspektiven eröffnet. Er fand die Antworten durch zahlreiche Recherchen und Interviews – mehrere Stunden allein mit Bischof. Dr. Franjo Komarica. Bischof Komarica kam eigens zur Ausstellungseröffnung nach Wunstorf, um gemeinsam mit Gburek die Einführung vor rund 100 Gästen zu übernehmen. Die Ausstellung der Foto-Reportage „Bis hierher und weiter -7 Tage Bosnien-Herzegowina“, die in der Kundehalle der Wunstorfer Stadtsparkasse zum ersten Mal gezeigt wird, ist hier bis zum 5. Juni zu sehen, um im Anschluss in zahlreichen Großstädten Deutschlands ausgestellt zu werden. So zum Beispiel in Hannover, Gelsenkirchen, Braunschweig, Aschaffenburg und München. Durch die Wahlen in Serbien und die aktuellen Ereignisse um den Kosovo erhält die Foto-Reportage eine zusätzliche Aktualität und Brisanz. Auf hunderten von Fotos hat Gburek seine Erlebnisse der Reisen, Erfahrungen und Informationen festgehalten. Aus dieser Fülle von Fotodokumenten wählte Winfried Gburek insgesamt 60 großformatige Aufnahmen und eine ungewöhnliche Präsentation für die Ausstellung in Wunstorf. „Aufgrund der Probleme, Nöte und brutalen menschlichen Belastungen, die diese Fotos wiedergeben, widerstrebte es mir völlig, die Fotos auf einer schmucken Stellwand zu präsentieren“, betonte Gburek in seiner Einführung. Er wählte Ziegel als Ständer, aus denen Holzstäbe ragen, die schlichte Bilderrahmen tragen, die wiederum recht niedrig gehalten werden. Gburek: „Die Steine stehen symbolisch für den Wiederaufbau von Gebäuden und menschlichen Strukturen. Die Holzstäbe stehen für die großen Waldgebiete dieses Landes und für die einfachen Wohnungen vieler Familien. Und da die Menschen aus Bosnien-Herzegowina noch nicht in gleicher Augenhöhe mit uns reden können, wenn es sie selbst und um die Zukunft des Landes geht, habe ich die niedrige Augenhöhe als angebrachte Präsentationsunterstützung gesehen.“ Die großformatigen Fotos zeigen junge und alte Menschen, die an den kriegerischen Konflikten auch heute noch zu leiden haben. Sie zeigen zerstörte und neu entstandene Gebäude, die durch die gemeinsame Initiative und Anstrengung von Bischof Komarica und der Deutsch-Kroatischen-Gesellschaft e.V. Hannover möglich wurden. Die Fotos verweisen auf Massengräber, Armut, Leid und Not, geben Einblicke in die karitative Sozialarbeit des Bistums Banja Luka und in die Bildungsaktivitäten der Katholischen Kirche von Bosnien-Herzegowina, sowohl für die Jugend wie auch für die Erwachsenen. Die Ausstellung zeigt aber auch die Zerstörung der Kirchen des Landes. Vor allem aber verdeutlichen die Fotos und Erläuterungen die Folgen der ethnischen Säuberungen von vor 12 Jahren, die 90 Prozent der katholischen Bevölkerung während der Kriegsjahre vertrieben, hunderte von Menschen getötet hat.

Bischof Komarica betonte den besonderen Wert einer derartigen Ausstellung, der in der völlig schonungslosen Wiedergabe der Fakten liege. Komarica: „Ich bin dankbar für die Ausstellung, die die Probleme von Bosnien-Herzegowina (BIH) klar beim Namen nennt. Die weiterhin entrechteten Menschen dieses Landes sind die größte und wichtigste Aufgabe für alle Menschen.“ Deshalb müssten die Fakten so klar und anschaulich in die breite Öffentlichkeit getragen werden. In BIH sei ein Stellvertreterkrieg geführt worden, zwischen der NATO und der Sowjetunion. „Es fehlen seitdem 95 Prozent der Bevölkerung des Landes. Viele Menschen sind versöhnungsbereit, aber ihnen wurde nicht erlaubt zurückzukehren. Ich hoffe sehr, dass sich die Politiker für die menschlichen Prinzipien in diesem Land einsetzen.“ Das Land sei zwangsweise geteilt worden. Teilweise sei die Situation im Lande jetzt schlimmer, als zum Zeitpunkt nach Beendigung des Krieges. „Damals lebte noch die Hoffnung.“ Und Komarica fragte bei seinem Teil der Einführung laut und engagiert in die Reihen der Eröffnungsgäste in Richtung internationale Politik: „Was haben Sie mit diesem Land vor? Wollen Sie Frieden haben, oder eine ständige Krise in diesem Teil Europas?“ Der hohe kirchliche Würdenträger lobte das Engagement der Deutsch-Kroatischen-Gesellschaft Hannover, „die seit vielen Jahren gezielte Hilfe in diesem Land leistet, in der Tragödie des Landes und der Menschen, die Häuser aufbaut, aber auch Kirchen, das Herz der Gemeinden“. Es sei den Politikern in Bosnien-Herzegowina nicht gleichgültig, was im Ausland über sie und die Zustände von BIH berichtet werde, „erst recht nicht, wenn die Wahrheiten in einer derartigen Ausstellung konkret präsent werden“.
Parallel zur Ausstellung und zur weiteren Information über dieses Thema stehen im Internetfernsehen wunstorf.tv Sendungen zur Verfügung.

Fotos hierzu in der Dia-Show von Martin und Thomas Gburek

Ort der Ausstellung:
Kundenhalle der Hauptstelle der Stadtsparkasse Wunstorf


Ministerpräsident Wulff und Oberbürgermeister Weil empfingen Bischof Komarica

Wulff plant Besuch von Bosnien-Herzegowina im Jahr 2008

HANNOVER (gb) – Eine große Aufgeschlossenheit gegenüber den Anliegen des bosnischen Bistums und „hoffnungsvolle“ Überraschungen, wie er selbst sagte, erlebte Bischof Dr. Franjo Komarica, aus dem Bistum Banja Luka, in Bosnien-Herzegowina, in der Landeshauptstadt Hannover. Er kam in die Landeshauptstadt, um mit dem Ministerpräsidenten Christian Wulff und dem Oberbürgermeister Stephan Weil über die gesellschaftliche und kirchliche Situation in Bosnien-Herzegowina zu sprechen. Begleitet wurde Bischof Komarica durch den Vorstand der Deutsch-Kroatischen-Gesellschaft e.V. Hannover, der seit 15 Jahren ununterbrochen Hilfsaktionen und Wiederaufbaumaßnahmen in den durch den ehemaligen Krieg Jugoslawiens betroffenen Gebiete organisiert.
Seit den frühen Morgenstunden kündigte bereits weithin sichtbar die Fahne des Landes Bosnien-Herzegowina vor dem Rathaus in Hannover den Auslandsgast an. Er sei sehr dankbar über die „besonders offenen und konstruktiven Gespräche“, die er mit dem Landes- und Stadtoberhaupt führen konnte, erklärte Komarica im Anschluss. Beide sagten ihm nach besten Kräften ihre Unterstützung zu, um die Kräfte „der Toleranz und der Versöhnung in seinem Land zu stärken“. Mehr noch: Der Niedersächsische Ministerpräsident erwiderte die durch Bischof Komarica ausgesprochene Einladung der Bischofskonferenz von Bosnien-Herzegowina, zu einem Besuch im Land, mit einer unmittelbaren Zusage. Seit längerem sei bereits eine Balkanreise seinerseits geplant, so Wulff. Im kommenden Jahr soll sie stattfinden und Bosnien-Herzegowina werde fest eingeplant. Für den Besuch im Bistum Banja Luka bekundete er sein besonderes Interesse an einem Besuch der katholischen Schulen des Bistums in Banja Luka und der Stadt Bihac. Schulen, die nicht nur für katholische Schüler sondern allen Schülern offen stehen. Sie gelten als Modellprojekt für eine friedliche Koexistenz der verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppierungen des Landes. Beeindruckt zeigte sich Wulff über die gelungenen Maßnahmen auf dem Weg zur Sanierung der St. Josef-Kirche im ehemaligen Windthorst, 50 Kilometer vor Banja Luka, die in Zukunft mit dem angrenzenden Kloster als eine europäische Begegnungsstätte fungieren wird. Nach einem Gottesdienst in der Krypta der Basilika St. Clemens, Hannover, wurde Bischof Komarica von einer Abordnung aus der Wunstorfer St. Bonifatius-Pfarrgemeinde überrascht. Frisch gefirmte Jugendliche und deren Katechetinnen überreichten dem kirchlichen Gast symbolisch eine Dachziegel ihrer Aktion „Süße Dachziegeln für ein Haus der Familien in Banja Luka“. Während des Pfarrfestes der Gemeinde verkauften die Jugendliche Waffeln. Mit dem Erlös von 140 Euro möchten sie einen Beitrag für ein Zuhause von Familien leisten, die auch 15 Jahre nach Kriegsende im ehemaligen Jugoslawien unter den Kriegsfolgen leiden. Mit herzlichen Umarmungen bedankte sich der Bischof für das Engagement und lud die Jugendlichen nach Banja Luka ein, um vor Ort mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. (08.10.07)

Foto: Winfried Gburek (siehe Fotogalerie)

 


to Top of Page

Deutsch Kroatische Gesellschaft e.V. Hannover